Allgemeine Sorgen, konkrete Ängste, das Sicherheitsgefühl im Alltag und unterwegs, die Einstellung gegenüber Einbruchschutz sowie die Einschätzung vertrauenserweckender Sicherheitstechnik und deren Verwendung – die Studie „Wie sicher ist Deutschland?“ zeigt viele Facetten rund um das Thema Sicherheit in Deutschland. Vor allem zwei Dinge wurden dabei besonders deutlich: Zum einen schützen Unternehmer ihre Geschäftsflächen und Bürokomplexe mehr vor Einbrüchen und Überfällen, als Privatpersonen dies für ihr Zuhause tun. Zum anderen steht die Sorge, Opfer eines Einbruchs zu werden, im Widerspruch zu den Sicherheitsgefühlen und den erbrachten oder geplanten Sicherheitsvorkehrungen.
Zwar bereitet es der Mehrheit sehr große Sorge, Opfer eines Einbruchs zu werden, im Alltag hingegen fühlt sich mehr als die Hälfte der Befragten grundsätzlich sicher. Die Angst, tatsächlich selbst Opfer eines Einbruchs zu werden, ist hauptsächlich mittelmäßig stark ausgeprägt.
Nichtsdestotrotz gibt die deutliche Mehrheit an, auf verschiedene Sicherheitsvorkehrungen zu vertrauen. Wirklich eingesetzt hat es aber weniger als ein Drittel der Privatpersonen und nur 13 Prozent planen einen Ausbau der Sicherheitstechnik für ihr Zuhause.
Bestätigt wird diese widersprüchliche Haltung durch den Anlass der Informationsbeschaffung zu Sicherheitstechnik. Hier kann man aufführen, dass die Opferzahlen von Einbrüchen im privaten Bereich mit 16 Prozent der Befragten nicht dramatisch hoch sind, jedoch gab die Mehrheit an, sich über Möglichkeiten des Einbruchschutzes erst dann zu erkundigen, wenn es bereits in der Nachbarschaft oder sogar tatsächlich zu Hause passiert ist.
Auch sind kostengünstige und mit wenig Aufwand verbundene Tricks zur Einbrecher-Abschreckung oder zum Schutz von Wertgegenständen wie Zeitschaltuhren und Geheimfächer in ungefähr gleichem Umfang im Einsatz wie professionelle Sicherheitstechnik.
So lässt sich eine lapidare Haltung ablesen, da nur wenige Privathaushalte tätig werden – obwohl die Mehrheit einen emotionalen und psychischen Schaden aufgrund eines Einbruchs fürchtet und infolgedessen auch ein anhaltendes Unbehagen befürchtet.
Unternehmer sind hier weniger auf Emotionen bedacht, dafür schaffen sie mehr Sicherheit und sorgen vor: Sie fürchten Vandalismusschäden im Geschäft am meisten, haben aber in der Mehrheit Sicherheitstechnik verbaut und planen auch einen künftig breiteren Einsatz an Einbruchschutzmaßnahmen.
Diese Haltung kann auch daher rühren, dass über ein Drittel der befragten Unternehmer bereits Opfer eines Einbruchs geworden ist und somit die Folgen bereits erfahren hat.
Die Emotionen spielen für das Thema Sicherheit eine große Rolle: ob das Sicherheitsgefühl unterwegs, das für die Mehrheit eindeutig durch die Begleitung eines Hundes verstärkt wird, oder das sinkende Gefühl der Sicherheit, wenn man als Frau ab 22 Uhr alleine unterwegs ist. Die Antworten zeigen, dass Unsicherheit und Sicherheit von verschiedenen Faktoren abhängen, die auch durch die Mitnahme oder Bereitstellung von Gegenständen zum Selbstschutz beeinflusst werden können.
Auch wenn Sicherheit ein abstraktes Wort ist, zeigen die Ergebnisse, dass die empfundene Sicherheit durch Einbrüche, Überfälle und Diebstähle in Gefahr gebracht werden kann. Die Anzahl der Einbruchsopfer und die Polizeiliche Kriminalstatistik 2018 verdeutlichen zusätzlich, dass die Gefahr, von Einbrüchen und Diebstählen betroffen zu sein, real ist. Trotz der Ängste davor, die mittelmäßig stark ausgeprägt sind, ist das Interesse am Einsatz und Ausbau von Sicherheitstechnik im privaten Bereich gering vorhanden. Hier sollten viele Deutsche ihre Zukunft Richtung Sicherheit planen, wenn die Angst vor einem Einbruch und dessen Folgen schon heute vorhanden sind.
Als sehr große Sorge im Alltag werden mehrheitlich Einbrüche genannt – sexuell belästigt zu werden bereitet der Mehrheit der Befragten die geringste Sorge. Bei der Wahl der Wohnsituation ist eine sichere Umgebung das A und O. Grundsätzlich fühlt sich die Mehrheit der Befragten im Alltag sicher. Zu späterer Tageszeit fühlen sich Frauen alleine draußen aber zunehmend unsicherer, Männern ist die Tageszeit in Bezug auf das Sicherheitsgefühl gleichgültig. Vertrauen hat die Mehrheit der Befragten beim Einbruchschutz in mechanische Fenster- und Türsicherungen.
Privatpersonen und Unternehmer sehen sich mehrheitlich durch Medienberichte für das Thema Diebstahl und Einbruch sensibilisiert. Beide Befragtengruppen sehen ihre persönliche Angst vor Einbrüchen als mittelmäßig groß an. Bei einem erfolgten Einbruchdiebstahl würde beide Gruppen besonders der Verlust von privaten oder Kundendaten treffen.
Die meistgefürchtete Folge eines Einbruchs zu Hause ist für Privatpersonen der emotionale und psychische Schaden. Für Unternehmer wäre der entstandene Schaden durch Vandalismus in den Geschäftsräumen die schlimmste Folge. Für beide Befragtengruppen bestünde die meistgefürchtete Konsequenz aus einem erfolgten Einbruch darin, dass ein Unbehagen und ein Gefühl der Unsicherheit bestehen blieben.
Diebstahl ist in den Jahren 2018 und 2019 das am häufigsten begangene Delikt (Diebstahl Anteil an Gesamtzahl aller erfassten Straftaten 2018: knapp 35 Prozent, in 2019 34 Prozent). In beiden Jahren ist Ladendiebstahl das am häufigsten erfasste Diebstahldelikt. Im Jahresvergleich ist die Anzahl leicht gestiegen (2018: 17,5 Prozent; 2019: 17,9 Prozent).
Die Gesamtzahl der Raubdelikte liegt in beiden Jahren bei über 36.000 erfassten Delikten. Die Anzahl sank von 2018 auf 2019 leicht (2018: 36.756 Fälle, 2019: 36.052 Fälle).
Die erfassten Raubdelikte auf Geldinstitute und Poststellen stieg im Jahr 2019 an (2018: 211 Fälle, 2019: 288 Fälle).
Die Schadensummen durch Diebstahl betrugen in beiden Jahren über 2 Milliarden Euro. Die Schadensumme von Diebstählen in Büro-, Dienst- und Lagerräume ist trotz gesunkener Fallzahlen von 2018 auf 2019 gestiegen (von 211 Millionen Euro auf 231 Millionen Euro). Bei den erfassten Raubdelikten ist die Gesamtschadensumme von 2018 mit 36,4 Millionen Euro auf 43 Milliarden Euro in 2019 gestiegen.
Knapp drei Viertel der Privatpersonen wurden noch kein Opfer eines Einbruchs zu Hause. Fast alle erfolgten Einbrüche wurden dagegen auch mit erfolgreichem Beutezug der Täter abgeschlossen. Bei den befragten Unternehmern ist bereits ein Drittel der Befragten Opfer eines Einbruchs in Geschäftsräume geworden. Auf dem Land wird statistisch weniger eingebrochen als in der Innenstadt. In Berlin, Schleswig-Holstein und Hamburg ist jeweils knapp ein Drittel der befragten Einwohner bereits Opfer von Einbrüchen geworden – in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern leben die wenigsten Einbruchsopfer.
Die beliebtesten und am häufigsten eingesetzten Sicherheitsvorkehrungen zu Hause sind mechanischer Einbruchschutz, Tresore und Hunde als Abschreckung. Unternehmer nutzen insgesamt deutlich mehr Sicherheitstechnik als Privatpersonen und setzen überwiegend mechanische Fenster- und Türsicherungen sowie interne Alarmanlagen ein. Eigentümer schützen ihr Hab und Gut durch den Einsatz von Sicherheitstechnik mehr als Mieter.
Privathaushalte verfügen mehr über griffbereite Gegenstände, die im Falle eines Einbruchs und Überfalls gezielt zum Personenschutz eingesetzt werden können, als Unternehmer diese in ihren Geschäftsräumen deponiert haben. Privat sind überwiegend Schlaggegenstände wie Baseballschläger und Stöcke griffbereit, im Gewerbe vertraut die Mehrheit dem Einsatz von Pfefferspray, sollte es zu einem Überfall kommen.
Fast drei Viertel der befragten Privatpersonen sehen den Hund als sicheren Begleiter unterwegs an. Die meisten Deutschen führen unterwegs Pfefferspray zum Selbstschutz mit sich oder würden dies künftig tun. Mehr als die Hälfte der Privatpersonen hat noch keinen Kampfsport zur Selbstverteidigung betrieben und kann sich dies auch künftig nicht vorstellen. Weniger als ein Zehntel hat Kampfsport zu diesem Zweck bereits praktiziert.
Zur Abschreckung und Vertreibung von Einbrechern setzt knapp ein Drittel der Privatpersonen auf den Einsatz von Zeitschaltuhren an Lampen und Elektrogeräten. Für die Zukunft nennt ein Großteil der Befragten die Zeitschaltuhr für Rollläden als mögliche Variante. Unternehmer würden Sicherheitstechnik vor allem zur Sicherung und Überwachung von Geschäfts-, Lager- und Büroräumen einsetzen. Bereits von Einbrüchen betroffene Unternehmer setzen die verschiedenen Sicherheitstechniken deutlich breiter ein als diejenigen, denen noch kein Einbruch widerfahren ist.
Unternehmer wollen ihren Einbruchschutz an Gewerbeobjekten künftig mehr ausbauen, als Privatpersonen dies zu Hause vorhaben. Auf dem Land planen mehr private Befragte den Ausbau der Sicherheitstechnik als Bewohner der Innenstadt. Die Mehrheit der Privatpersonen und Unternehmer, die einen Ausbau an Sicherheit planen, wollen mehr Videoüberwachung und Alarmanlagen einsetzen. Privatpersonen informieren sich überwiegend durch die Internetrecherche über Sicherheitstechnik, wohingegen Unternehmer Anbieter des Einzelhandels als Quelle nutzen. Unternehmer und Privatpersonen würden mehrheitlich erst dann Informationen zu Einbruchschutz einholen, wenn Einbrüche im nahen Umfeld erfolgt sind.